Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf eine sehr interessante Diplomarbeit aus dem Jahr 2013 von Ronald Schmidt (Medizinischen Universität Graz) gestossen. Dabei geht es um die positive Beeinflussung von Entzündungen durch Akupunktur. Basis dieser Arbeit ist die online Datenbank pubmed. Gerne gebe ich hier auszugsweise ein paar wichtige Punkte wieder, ergänzt mit meinen Bemerkungen. Hier geht's zur Diplomarbeit: https://online.medunigraz.at/mug_online/wbabs.getDocument?pThesisNr=41358&pAutorNr=74197&pOrgNR=1 Was ist eine Entzündung? Millionen verschiedener Faktoren beeinflussen jeden Tag den menschlichen Körper: Von aussen sind es chemische und physikalische Reize und vor allem Mikroorganismen aber auch Reize von innen. Damit diese Faktoren abgewehrt werden können hat die Natur ein hoch-komplexes System aufgebaut: das Immunsystem. Ziel des Immunsystem ist es, die potentiell schädlichen Faktoren mittels einer Entzündungsreaktion zu beseitigen und deren Folgen zu lindern. Eine Entzündungsreaktion findet lokal und systemisch (im ganzen Körper) statt. Beide Reaktionen zusammen sind für die typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Überwärmung, Schmerz, Schwellung und die eingeschränkte Funktion verantwortlich. Die Koordinierung der Entzündung erfolgt über die verschiedenen Zellen und Botenstoffe des Immunsystems. Der Mensch besitzt ein angeborenes unspezifisches und ein erworbenes spezifisches Immunsystem. Das erworbene spezifische Immunsystem kann spezifische Antikörper für seltenere Keime (Antigene) herstellen. Das gesamte Immunsystem kann aufgrund seiner Komplexität schnell aus dem Gleichgewicht geraten, welches die Entstehung von Immundefiziten oder Immunüberreaktionen wie Autoimmunkrankheiten und Allergien fördert. Was ist eine Entzündung aus Sicht der TCM? Eine Entzündung bedeutet in der TCM ein Überschuss an Yang (Hitze, Feuer) und kann mit Nässe/Feuchtigkeit (Schwellung) und Qi Stagnation (Schmerzen, Funktionseinschränkung) verbunden sein. Mikroorganismen beispielsweise in Form von Wind-Hitze, treten in den Körper ein und verursachen Hitzezeichen wie Fieber. Durch die grosse Hitze wird der Gegenpol, das kühlende Yin, geschädigt. Hitze kann auch durch innere Syndrome sowie zu viel heisse und scharfe Nahrung entstehen. Wie kann die Akupunktur bei Entzündungen helfen? Bis heute sind längst nicht alle Einflussfaktoren der Immunologie bekannt. Daher kann auch die immunologische Wirkung der TCM nicht zur Gänze erläutert werden. Dennoch lassen sich erstaunlich viele Vernetzungen von physiologischen und pathologischen Prozessen finden, die von der Akupunktur beeinflusst werden. Die zwei wichtigsten Mechanismen sind: 1. Akupunktur kann über Reizung des Parasympathikus (Vagusnerv) zur Ausschüttung von antientzündlichen Zytokinen führen. 2. Kortisol, das Endprodukt der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, wird häufig von Ärzten als erstes Medikament bei autoimmunologischen Prozessen genutzt. Akupunktur bewirkt über diese Achse eine vermehrte Ausschüttung des endogenen Kortisols, welches eine sehr gute antientzündliche Wirkung ohne Nebenwirkung zeigt. Auch andere Stoffe wie Serotonin und Opioide können durch Rezeptoren an den Leukozyten eine antiinflammatorische Funktion ausüben und dabei über Akupunktur gesteuert werden. Neue Wege in der Therapie gegen Entzündungen Das beliebteste Medikament gegen Allergien und Autoimmunkrankheiten ist Kortisol. Bei Daueranwendung von Kortisol müssen viele Nebenwirkungen wie z.B. Osteoporose in Kauf genommen werden. Die Entzündung ein sehr universell beeinflussbarer Prozess, der nicht nur mit Medikamenten, sondern auch psychisch (Stressreduktion) und physikalisch (Physiotherapie) therapiert werden kann. Außerdem sind die meisten alternativen Behandlungsmethoden kostengünstiger und nebenwirkungsärmer. Der entscheidende Vorteil der TCM ist die Behandlung des gesamten Körpers nach individuellen Daten aus der Anamnese. Speziell Autoimmunerkrankungen sind sehr komplex und aus Sicht der TCM durch mehrere Wege therapierbar.
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Was passiert beim Heuschnupfen? Der Heuschnupfen (saisonale allergische Rhinitis) gehört zum Typ der allergischen Sofortreaktion. Innert Minuten entstehen Symptome wie Juckreiz der Nase, häufiges Niesen und ein wässriger Schnupfen. Oft sind auch die Augen gerötet, geschwollen und tränen. Die Symptome treten vorwiegend in der Blütezeit der Pflanzen auf, als etwa von Februar bis September. Die häufigsten Verursacher sind die Pollen von Hasel, Weide, Birke, Pappel sowie verschiedene Gräser und Getreidearten. Aufgrund von sogenannten Kreuzallergien reagieren viele Menschen, die Heuschnupfen haben, auch allergisch auf bestimmte Nahrungsmittel. Grund dafür ist eine ähnliche Struktur der Eiweisse. Was ist eine Allergie? Eine Allergie ist eine Krankheit, die durch eine Überempfindlichkeitsreaktion des körpereigenen Abwehrsystems ausgelöst wird. Der Körper bekämpft dabei eine von aussen kommende, eigentlich harmlose Substanz, die er als Bedrohung empfindet. Diese Substanzen, meistens Eiweisse aus Pflanzen oder Tieren, werden durch Einatmung, mit der Nahrung oder über die Haut aufgenommen. Allergien sind weltweit auf dem Vormarsch, vor allem in Industrienationen. Faktoren wie übertriebene Hygiene in der Kindheit aber vor allem auch eine genetische Veranlagung sind massgebend. Stillen und eine vaginale Geburt (sofern möglich) wirken sich hingegen positiv auf die Darmflora bzw. das Immunsystem des Kindes aus. Allergie in der TCM - Behandlungsmöglichkeiten Ziel der Behandlung mit TCM ist es, die Allergiebereitschaft zu vermindern, in dem das Abwehrsystem gestärkt wird, und nicht nur die Symptome zu behandeln. Die Überaktivität des Immunsystems beim Allergiker wird in der TCM beschrieben mit den Begriffen «Wind» und «Hitze». Wegen der gesteigerten Körperdynamik und zu viel Yang entsteht mit der Zeit eine Schädigung der Körpersäfte und des Yin. Beim Heuschnupfen treffen also die krankmachenden Faktoren Wind und evtl. Hitze auf ein geschwächtes Abwehrsystem, das Wei-Qi. Heuschnupfen kann in vielen Fällen durch Akupunktur erfolgreich behandelt werden. Idealerweise beginnt man die Therapie ca. 2-3 Wochen vor Einsetzen der Symptome. Wie bereits in vorherigen Blogbeiträgen beschrieben, wird die Toleranz des Immunsystems hauptsächlich im Darm angeregt und an andere Schleimhäute weitergegeben. Auch in der TCM gibt es diese Verbindung: Der Darm, die Lunge und das Abwehrsystem genauso wie die Haut werden dem Funktionskreis Metall zugeordnet. Unser Gesundheitsorgan – der Darm Paracelsus erkläre im 16. JH «Der Tod sitzt im Darm.». Auch die medizinische Forschung hat in den letzten Jahren den Darm und sein Darm-Ökosystem mit seinen vielen Facetten für die Gesundheit und bei der Behandlung von Krankheiten neu für sich entdeckt. Der Darm übernimmt nämlich noch viel mehr Aufgaben als die Verdauung, die Regulation des Wasser- und Salzhaushalts, sowie die Produktion von Vitaminen und Hormonen. Der Darm ist unsere größte Kontaktfläche zur Außenwelt und gleichzeitig unsere wichtigste Schutzbarriere. Daher macht es nur Sinn, dass sich hier unglaubliche 80% aller Immunzellen befinden. Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse ist der Darm direkt mit unserem Gehirn verbunden und beeinflusst unsere mentale Balance. Der Darm – ein paar Fakten
Schutzebenen des Darmes Schutzebene 1 – Darmflora Bei der Geburt eines Menschen ist sein Darmtrakt steril. Im Laufe der ersten zwei Lebensjahre besiedeln jedoch über die Nahrung zwischen 100 und 400 verschiedene Bakterienarten den Verdauungstrakt. Die Bakterien der physiologischen Darmflora leben in Symbiose mit ihrem Wirt, dem Menschen: Einerseits leben sie von seinem Darminhalt, andererseits erbringen sie wichtige Leistungen. Sie…
Übrigens hat die Lebensweise einen grossen Einfluss auf die Diversität der Darmflora! Am kleinsten ist die Diversität in industrialisierten Städten, am grössten in ländlicheren Regionen (z.B. traditionelle Kleinbauern). Schutzebene 2 – Darmschleimhaut Wie eine Art Firewall sorgt unsere Darmschleimhaut mit verschiedenen Mechanismen perfekt dafür, dass nützliche Nährstoffe und Wasser aufgenommen werden können, unerwünschte Substanzen oder Krankheitserreger aber draußen bleiben. Bei der gesunden Darmschleimhaut stehen die Zellen dicht an dicht und sie ist komplett mit einer dicken Schleimschicht überzogen. Der Schleim ist ein wichtiger Bestandteil der Barrierefunktion des Darms. Schutzebene 3 – Darm-assoziiertes Immunsystem 80% der Immunzellen befinden sich im Darm. Aus gutem Grunde: Der Darm stellt die größte Grenzfläche zur Außenwelt dar. Hier findet die Aufnahme unserer Nahrung statt, die wir zum Leben benötigen. Fremdstoffe und Eindringlinge werden dabei einer strengen Kontrolle unterzogen. Die Immunzellen sind in der Bindegewebsschicht der Darmschleimhaut lokalisiert und stehen in regem Kontakt miteinander. Sie kommunizieren über verschiedenste Immunbotenstoffe miteinander, bilden Antikörper und sorgen dafür, dass unsere unspezifische und spezifische Abwehr reibungslos funktioniert. Diese Informationen werden über das Blut-und Lymphsystem auch an andere Abwehrzentren im Körper weitergegeben. Das im Darm Erlernte wenden unsere Immunzellen auch in anderen Organen an, wie z.B. an den Schleimhäuten der Atemwege. Fazit: Ein starker Darm bedeutet gleichzeitig ein starkes Immunsystem! Unser Bauchhirn Bildliche Redewendungen wie «es schlägt mir auf den Magen» oder «etwas in sich hineinfressen» liessen schon lange eine Verbindung zwischen Kopf und dem Magen-Darm-Trank erahnen. Seit einigen Jahren wird diese Verbindung– die sogenannte Darm-Hirn-Achse – auch wissenschaftlich intensiv untersucht. Die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn läuft über verschiedene Wege ab:
Störfaktoren für den Darm Eine gesunde Darmflora zeichnet sich durch eine besonders große Vielfalt aus! Folgende Faktoren stören die guten Darmbakterien und fördern somit das Wachstum der schädlichen Keime:
Zusammenhang Darm und Allergien/Hautprobleme Wie bereits erwähnt, steht die Darmschleimhaut über das Blut- und Lymphsystem in enger immunologischer Verbindung zu allen anderen Schleimhäuten und der Haut. Ein bestimmter Antikörper (IgA) wird hauptsächlich an der Darmschleimhaut gebildet und wird an alle andere Schleimhäute wie z.B. in Mund und Nase transportiert. Dieser Antikörper schützt auf allen Schleimhäuten vor Krankheitserregern. Das Immunsystem reagiert auf harmlose Nahrungsmittel und Substanzen aus der Umwelt friedlich, in dem es entsprechende Immunzellen aktiviert (orale Toleranz). Die orale Toleranz wird hauptsächlich im Darm angeregt und über regulierende Immunzellen an andere Schleimhautoberflächen weitergegeben. Gerät diese immunologische Toleranz aus dem Gleichgewicht, können sich Allergien, Neurodermitis und Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickeln. Leaky Gut Syndrom (durchlässiger Darm) Ist die Darmschleimhaut nicht gut ernährt oder entzündet, können Lücken zwischen den einzelnen Zellen der Darmschleimhaut entstehen. In der Folge können unerwünschte Fremdstoffe unkontrolliert in den Körper gelangen und zu Entzündungsprozessen führen. Ein solcher durchlässiger Darm steht mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung z.B. Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien. Auch die TCM erkannte schon früh die Zusammenhänge von Darm und Haut mit dem Immunsystem. Alle Aspekte gehören dem Funktionskreis Metall an und können mit den verschiedenen Methoden der TCM wie z.B. Akupunktur, TuiNa-Massage wirkungsvoll unterstützt werden! |
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